Das Chauffeur-Wissen

Von Max Planck wird überliefert, dass er nach dem Empfangen des Physik-Nobelpreises (1918) immer wieder denselben Vortrag gehalten hat. Sein Chauffeur, der ihn auswendig kannte schlug in München vor, dass er doch den Vortrag gerade so gut halten und Planck mit Chauffeurmütze in der vordersten Reihe sitzen könne. Das Experiment verlief günstig und ohne Zwischenfall bis ganz am Schluss ein Physikprofessor eine Frage stellte. Geistesgegenwärtig antwortete der Referent: „Nie hätte ich gedacht, dass in einer so fortschrittlichen Stadt eine so einfache Frage gestellt würde. Ich werde meinen Chauffeur bitten, die Frage zu beantworten“. (aus „Die Kunst des klaren Denkens“, Rolf Dobelli, 2011, S.61)

Dobelli belegt damit eindrücklich, warum wir Nachrichtensprecher nicht ernst nehmen dürfen. Es gibt zwei Arten von Wissen – echtes, meist schwer erarbeitetes Wissen und eben dieses Chauffeur-Wissen. Es sind Leute, „dies so tun, als würden sie wissen. Sie haben gelernt, eine Show abzuziehen. Sie besitzen vielleicht eine tolle Stimme oder sehen überzeugend aus. Doch das Wissen, das sie verbreiten ist hohl. Eloquent verschleudern sie Worthülsen“ (Dobelli, S.62). Das Fazit Dobellis lautet darum: „Misstrauen Sie dem Chauffeur-Wissen. Verwechseln Sie den Firmensprecher, den Showman, den Nachrichtensprecher, den Plauderer, den Worthülsenbastler, den Klischeekolporteur nicht mit einem wirklich Wissenden (Dobelli, S.63).

Und diesen Ratschlag muss man heute vielen Christen speziell für die christliche Szene mitgeben. Manchmal beschleicht mich eine Ahnung, dass die Wissenden gar nicht mehr öffentlich auftreten. Ja nicht mal mehr mit Chauffeur-Mütze in der vordersten Reihe sitzen. Und wir sind erstaunt, dass die Welt uns nicht mehr zuhört, uns nicht mehr wahrnimmt!