Habe ich den passenden Beruf?

Negativ beantwortet Esther Reutimann diese Frage für Banker, Ingenieure, Journalisten und Juristen, die übers Internet angeworben und in Versuchung geraten könnten, Mönch in einem Kloster zu werden. Was bitte soll denn an diesen Berufsgattungen unpassend sein? Höre ich da etwa geistlichen Dünkel oder ist die Autorin – wie in jüngster Vergangenheit die ganze EVP-Elite – der unchristlichen „Neid ist geil“-Kampagne der Linken erlegen? Oder meint sie etwa, dass diese Berufe nicht in ein Kloster passen?

Liebe Frau Reutimann: Ihr Beruf ist es, Gelder in eine Organisation fliessen zu lassen, die anscheinend durch Gebet allein nicht fliessen würden und in der Öffentlichkeit ein Bild derselben entstehen zu lassen, die diesen Fluss nicht hindert. Tun nicht die Kapuziner genau das mit ihrem Inserat? Ihre Vermutung (wäre sowieso alles nur Welt- und Verantwortungsflucht) würde völlig widerlegt, wenn sie einmal die Wüstenväter oder die koptischen Klöster besuchen würden, die von zahlreichen Mönchen mit unpassenden Eliteberufen bevölkert werden und mit unerwartet grosser, geistlicher Tiefe aufwarten können. Äxgüsi!

IdeaSpektrum 46/2010, S.9.